Für immer mehr Jugendliche vor allem aus Hauptschulen wird die
Schwelle nach der Schule ins Ausbildungs- und Berufsleben eine schwierige
Hürde.
Diese Jugendlichen erfahren schulische Bildung, doch zunehmend
kommt diese nicht an. Gesellschaftliche Probleme des Übergangs von
der Schule in den Beruf wie Entwertung des Hauptschulabschlusses
durch Verdrängung höherwertiger Abschlüsse, zu wenig Ausbildungsplätze,
schulische Warteschleifen werden individualisiert und von den Jugendlichen
als eigenes Versagen umgedeutet. Der undurchschaubare Dschungel
des schulischen und beruflichen Übergangs, wird als individuelles
Scheitern erlebt und führt oft zu Abbrüchen, erhöhtem Stress und
Frustration, selbstdestruktivem Handeln in devianten Bereichen wie
Gewalt, Aggression usw.
Um dies nach Möglichkeit zu verhindern, wollen wir Jugendlichen
noch während der Schulzeit Power und Motivation für ihren persönlichen
Weg vermitteln. Dies wird in Form eines gezielten Coachings realisiert,
welches den Jugendlichen ermöglicht, eigene Fähigkeiten und Stärken
zu entwickeln und in den Vordergrund zu stellen, um sich so eine
gute Ausgangsbasis für einen Einstieg in die Ausbildung zu verschaffen.
Durch das biografische Planspiel "Ready-Steady-Go" beschäftigen
sich Jugendliche frühzeitig mit ihrer Berufs- und Karriereplanung.
Die Ursprungsidee von "Ready-Steady-Go" war es, das Know-How aller
am Prozess beteiligten wie Schule, Schulsozialarbeit, Jugendsozialarbeit,
Berufsberatung und auszubildenden Arbeitgeber zu vernetzen und zu
bündeln. Wir haben dafür eine andere Form des Lernens gewählt.
Die Jugendlichen bekommen, komprimiert, spielerisch und realitätsnah
zugleich, einen Ausschnitt des Lebens, das sie nach der Schule erwartet
"sozusagen als Generalprobe" nachgestellt. Dort können sie ohne
Risiko experimentieren, ihre Ressource "Biografie" einbringen, Stärken
und Schwächen abklopfen, unterschiedliche Wege ausprobieren und
einen Blick in die beruflich und persönliche Zukunft wagen. Da sie
sich über das Lernen durch "Wissensvermittlung" hinaus selbst als
Akteure in die Waagschale werfen, sind Lerneffekte durch eigenes
Erleben und Erfahren wesentlich nachhaltiger und motivieren, den
bevorstehenden Schritt ins Berufsleben aktiv in die Hand zu nehmen.
Im Vorfeld wird mit den Jugendlichen eine Bewerbungsmappe erstellt,
Vorstellungsgespräche trainiert sowie ein Wunschlebenslauf erarbeitet.
Dies kann in Seminarform oder im Rahmen des Unterrichtes, wie im
Lehrplan verankert, erfolgen.
Das Planspiel selbst beinhaltet folgende Stationen, die mit Fachleuten
aus dem jeweiligen Bereich besetzt sind: 1.Firma/Betrieb 2.Berufsberatung/Arbeitsamt
3.Schule 4.Eignungstest 5.Checkpoint 6.Beratungsstelle. Die Jugendlichen
stellen sich nun bei Arbeitgebern vor, werden eingestellt oder abgelehnt.
Bewerben sich erneut oder parallel. Informieren sich bei der Berufsberatung,
absolvieren Eignungsteste. Müssen wie im richtigen Leben mit Wartezeiten
sinnvoll umgehen. Besuchen weiterführende Schulen. Werden am Checkpoint
mit Schicksalen konfrontiert, wie z.B. "Deine Freundin wird schwanger",
"Hautallergie", "Kündigung der Wohnung" oder "Fahren ohne Führerschein",
wo sie dann mit Hilfe der Beratungsstelle Handlungsstrategien entwickeln
können. Sie gehen ihren Weg werden älter, die Themen verändern sich
hin, von "eigenständiger Lebensführung" bis zu "Porsche fahren"
und "Haus bauen". Nach einer etwa dreistündigen Spielzeit sind die
Teilnehmer und Teilnehmerinnen ca. 30 Jahre alt geworden. Zitat
eines Teilnehmers: "Ich mußte mir meinen 16 jährigen Kopf darüber
zerbrechen, wie ich mit 26 lebe, handle und denke".
Bei der anschließenden Auswertung werden die Bemühungen der Jugendlichen,
im Planspiel zum Produzenten der eigenen Biografie zu werden, ihre
Berufsziele zu verwirklichen und die Schwierigkeiten des Übergangs
gestalterisch zu bewältigen, durch konkrete Folgeangebote von beteiligten
LehrerInnen, SozialpädagogInnen, BerufsberaterInnen und FirmenvertreterInnen
verstärkt.
Die im Spiel positiv gesammelten Erfahrungen nehmen den Jugendlichen
die Furcht vor dem individuellen Bewerbungsmarathon und vor Versagensängsten
und geben vielen einen "Kick" im Sinne einer Selbstwertschöpfung,
des Mutfindens und Kraftschöpfens, ihren beruflichen Werdegang selbst
in die Hand zu nehmen.
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