HEMLOCK ist die Krönung der Raumarbeit für die Company in
Frankfurt. Es scheint unwahrscheinlich, daß es jemals wieder
einen solchen spektakulären Raum wie die Adlerwerke für die
Company geben wird. Durch die Zusammenarbeit mit dem Gallus
Theater und mit Unterstützung des Künstlerhauses Mousonturm
und der Oper Frankfurt konnte dort ein Stück unter freiem
Himmel aufgeführt werden. Ingrid Kerec, Toni Abbattista, der
zurückgekehrte Uwe Volkert und die neu hinzugewonnene Yoshiko
Waki bestrittrn das Stück mit Hilfe dreier zusätzlicher Darsteller:
Patricia Schmid, Egmont Körner und Namé Vaughn. HEMLOCK kreiste
um Gedanken, um Sokrates, Demokratie, alt-griechische Arena-Theaterformen,
Mut zum individuellen Leben - die Adlerwerke erwiesen sich
als ideale Umgebung dafür.
"... die Choreographin setzt den Tänzer und Tänzerinnen keine
Grenze der Bewegungsmöglichkeiten. Selektion und Kombination
ihres Materials beleben derart offen, daß sich ein dicht geformter
Bewegungstext und damit ein spannungsreiches Muster jenseits
von Einzelaktionen kaum erstellt. Was sie durch diese Offenheit
gewinnt, ist eine Freiheit an Ausdrucksmöglichkeiten, die
immer wieder über den schmalen Rand des Tanzbodens ins Gelände
überspringt. Denn Vivienne Newport hat viel Phantasie für
die Ausnutzung und Ausleuchtung des denkmalgeschützten Industrieareals
mitgebracht...
Über drei Stationen wandert das Publikum im zweiten Stock
des Gebäudes um den Innenhof herum, bis es schließlich zum
Schlußapplaus den Tänzern im Freien gegenübersteht. Dem Auge
bieten sich so ständig interessante und überraschende Durch-
und Einblicke in das verfallene Gebäude, wobei Vivienne Newport
keine Nische unbeleuchtet und keine Fensterfront unbespielt
läßt. Wir erleben Fassadenkletterer und einen Fackelläufer,
einen Graffitikünstler, der die alten Mauern mit griechischen
Buchstaben verziert. Den vier Tänzern steht ein modernes Paar
gegenüber, das sich stets an den Rändern des Sichtbaren in
dem Außenbereich des Geländes aufhält, um dort die Aktionen
der Tänzer zuspiegeln und unser Blickfeld zu weiten.
... Was bei Vivienne Newport am Ende von der Freiheit bleibt,
ist die Frage nach dem "Warum", die Suche nach ihrer Begründung,
auf die es keine Antwort, nue eine wiederholte Frage und damit
neuen Tanz, neue Bewegung gibt. Und das ist für ein Tanz Theater
Abenteuer nicht gerade wenig."
Gerald Sigmund FAZ
|