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    Buchstabe:  L-Leinert  
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  Kassels RING 1997-1999  
     
 

Opernglas 7/ 8 1999

Kasseler "Ring" erfolgreich vollendet

Leinerts Grundkonzept, den "RING" im Korsett der letzten einhundert Jahre Deutscher Geschichte zu präsentieren, hatte auch in der "Götterdämmerung" einen überzeugenden Auftakt gefunden ("Nornenszene").Wir erinnern uns:
"Das Rheingold" beleuchtete die Kaiserzeit, "Die Walküre" das Dritte Reich und "Siegfried" die Nachkriegszeit. Mit dem Abschluß der Tetralogie hatten Leinert und sein bewährtes Team (Bühnenbild: Walter Perdacher, Kostüme: Mario Braghieri, Lightdesign: Gerhard Jurkiewicz) insofern eine harte Nuß zu knacken, als sich in der neuesten Geschichte jeden Tag zuviel ereignet, als daß man es in eine aktuelle Inszenierung auch nur annähernd einarbeiten könnte. Zudem fehlt immer die historische Distanz zur Gegenwart, welche an den Vorabenden natürlich gegeben war. So konzentriert sich Leinert hier auf das Geschehen als Ganzes, ohne in jeder Szene krampfhaft Beziehungen zum Motto finden zu wollen.Und dieses Konzept geht (fast) auf.
Leinert bleibt in jeder Sekunde dicht am Stück. Und oft genug bleibt dem Zuschauer das anfängliche Lachen unvermittelt wieder im Halse stecken, so genau und detailliert legt er den szenischen Finger auf die Zeitgeistwunden.Und ein Tor wäre, wer bei einem solchen Regieansatz auf ein Erlösungsende hoffen würde. Brünnhilde öffnet sich zum Weltenbrand die Pulsadern und entschwebt mit dem Bühnenboden gen Himmel. Was bleibt, ist Dunkel, in dem nur Wagners verklärender Es – Dur – Schluß noch ein wenig Resthoffnung läßt.Insgesamt muß man Leinert und seinem Team einen gelungenen und schlüssigen "RING" attestieren. Man hat in Kassel nicht übereilt eine Tetralogie vom Zaun gebrochen, sondern sich Zeit für Ideen und deren Vorbereitung gelassen.Die Einzelteile dieses "RINGES" passen hervorragend zueinander und erheben nie den Anspruch, eine definitive Sicht auf Wagners Mammutwerk bieten zu wollen. Hier geht es um intelligente und schlüssige Spots auf Details, aus denen sich wie von selbst dann doch ein größeres Bild zusammensetzt.

Dr. Stefan Mauß, Hannover

 
     
 

Opernglas 7/8 1999

GÖTTERDÄMMERUNG Staatstheater Kassel Sängerisch war das Niveau, wie auch an den Vorabenden, erfreulich hoch: Susan Owen war erneut eine ungemein stimmstarke Brünnhilde. Weitaus größere Häuser werden Kassel um diese Wotanstochter beneiden!

Dr. Stefan Mauß, Hannover

 
     
 

Hessisch Nieders. Allgemeinen 17.05.99

Dämmert's den Göttern?

Wagners RING DES NIBELUNGEN ist in Kassel nach zwei Jahren und zum Ausklang der Intendanz Leinert ans "Götterdämmerungs" - Ende gelangt.
Die Anstrengung hat sich gelohnt. Dieser Kasseler RING unter der Chiffre "100 Jahre deutsche Geschichte" zeigt ebenso, daß die Zeit der modernistischen, aktualisierenden, gesellschaftskritischen Deutungen abläuft. Das ist vielleicht sogar sein größter Verdienst, dieses Eingeständnis, dem Unerschöpflichen seine Restsubstanz zu lassen, womöglich seine entscheidende. Dämmert's den (Regie-) Göttern?
Freilich wäre Leinert nicht der gewiefte Theatraliker, geschähe dieses Eingeständnis nur mit Schulterzucken. Im Gegenteil, er zieht die dramaturgische Schraube im ersten und noch mehr im zweiten Akt mit der "Mörderkonferenz" als Schlüsselszene sowie Hagen und Brünnhilde als wahlverwandte Schlüsselfiguren, mit mustergültiger Personenführung und humoristischen Einsprengseln derart an, daß die Fallhöhe für Tod und Verklärung im Schlußakt fast beklemmend wird.
So kann Brünnhilde (Susan Owen) sich in heiliger Ekstase verabschieden. Zu loben bleibt bei Owen die Intensität, das kontrollierte Singen, die Konzentration auf die schönen, verhaltenen Momente ( 3.Akt).

Siegfried Weyh

 
     
 

Göttinger Tageblatt 19.Mai 1999

Göttliches Sängerensemble

Susan Owen gab bei der Premiere am Sonnabend ein sensationelles Rollendebüt. Diese Brünnhilde lebt in jedem Ton ihrer so vielfarbig blühenden, kraftvollen Stimme, die von Herz zu Herz jenseits aller Künstlichkeit berührt und beglückt. Schade, daß dieser "Ring" dem Intendantenwechsel zum Opfer fällt. Ovationen!

Bern Stopka

 
     
 

Frankfurter Rundschau 21. Mai 1999

Leinert vollendet mit "Götterdämmerung den RING

Als Abschluß zahlreicher ambitionierter Projekte also die Götterdämmerung. Der letzte Tag des RING präsentiert sich in Leinerts Inszenierung als ein buntes, bisweilen fesselndes Konglumerat von Assoziationen und Bildern...
Erfreulich die musikalische Seite der Aufführung. Überzeugende sängerische Leistungen boten Christian Franz und vor allem Susan Owen!

Andreas Hauff

 
       
 

Frankfurter Allgemeinen 17. Mai 1999

Ein Jahrhundert wird besichtigt
Neue Leitwährung Menschlichkeit: Michael Leinert beendet seine RING - Inszenierung im Kasseler Opernhaus

Die Nornen, die im Vorspiel an Computern die Wirrnis zu enträtseln versuchen, müssen die Vergeblichkeit ihres Bemühens erkennen: Die Informationsfluten überfluten sich selbst, führen den Menschen in die Kenntnislosigkeit. Leinert und Perdacher gelingt ein beklemmendes Bild, eine markante optisch-theatralische Umsetzung.
Eindrucksvoll auch die Verschwörungsszene Hagen - Brünnhilde - Gunther: Der Mord wird an einem langen Konferenztisch kühl beschlosssen und organisiert. Leinert deutet dabei am Ende auch die Sonderrolle Brünnhildes im Bündnis des Bösen an: Sie distanziert sich von den beiden Mittätern, will Siegfrieds Tod weniger als Rache, sondern als einzige Möglichkeit, die Wahrheit zu erfahren. Warum Siegfrieds Liebe zu ihr so plötzlich verlorengegangen ist? Brünnhilde fällt in dieser Aufführung die Rolle des "einzigen Menschen@ zu. Leinert hält mit ihr das große Plädoyer für "mehr Menschlichkeit". Brünnhilde fährt mit dem schwarzen Konzertflügel, Symbol-Instrument bürgerlicher Musikkultur, auf dem Siegfrieds Leichnam aufgebahrt ist, in den Bühnenhimmel, minutenlang, stumm nach oben schauend. Mit Nothung schneidet sie sich die Pulsadern auf, das Schwert vereinigt beide im Tod. Keine Flammen lodern, keine Götter sitzen stumm im Hintergrund. Die Rheintöchter erhielten da Gold zurück. Aber was ist es noch wert? Menschlichkeit - das ist die neue Leitwährung. Aber wird es sie je geben? Brünnhildes Blick bedeutet auch ein Fragezeichen.
Susan Owen singt und spielt diese Brünnhilde mit wunderbarer Klarheit im Ausdruck, sehr modern im Gefühl, in der Gestik.Ihre Stimme besitzt Kraft, Schönheit, Glanz ...
Daß der RING am Ende der Saison mit dem Weggang Michael Leinerts zugleich endgültig aus dem Kasseler Repertoire verschwindet, darf als ökonomischer Schildbürgerstreich bezeichnet werden.

Gerhard Rohde