Achim Hanf über TRISTAN UND ISOLDE am Staatstheater Kassel
( 12.04.1992)
Eine ambitionierte und bedenkenswerte Regiearbeit des Kasseler
Intendanten Michael Leinert.
Schon das Vorspiel führt die Bezüge ein: rosenfarben erglüht
am Ende einer ansteigenden, gezackten Berg-/ Lebenslinie als
Fluchtpunkt allen Sehnens Schloß Neuschwanstein, im dämmrigen
Blau des Sees kontrapunktiert das Kreuz den Endpunkt eines
Lebens, das des Königs Ludwigs II. . Und mitten in Welt und
Leben Richard Wagners läßt der Regisseur denn auch seinen
"Tristan" spielen. Aber es wird mehr daraus, als nur wieder
einmal die Verlegung in die Entstehungszeit des Werkes, dank
einer überzeugenden Konzeption und streckenweise hervorragenden
Personenführung sowie der erregenden Farb- Licht-Regie von
Manfred Voss und Gerhard Jurkiewicz.
Mit dem Liebeshöhepunkt des zweiten Aktes, dem wohl dichtesten
Bild der Inszenierung, wird dieser Flügel folgerichtig bestiegen,
um dort oben, in dieser höheren Sphäre, in statuarischer Schönheit
der Liebe zu singen, eine vollkommene erotische Sublimation.
|