Stoeckelschuh - Dortmunder Stadtrundgänge zur Frauengeschichte

Elisabeth Wilms

Die „filmende Bäckersfrau von Dortmund“

Geboren		22. Juli 1905 in Lengerich (Münsterland)

Verstorben		25. August 1981 in Dortmund

Konfession		Evangelisch

Familienstand		Verheiratet mit Bäckermeister Erich Wilms, 2 Pflegetöchter

Selbstaussage/Zitat		„Das war mir völlig neu, daß man selbst Filme machen konnte. Von Stund an war ich wie im Fieber“

Biogr. Kurztext / Geschichte		Die Tochter eines münsterländischen Wurstfabrikanten mit höherem Mädchenschulabschluß und Ehefrau eines Dortmunder Bäckermeisters begann, angeregt durch eine Super-8-Vorführung, mitten im Krieg selbst zu filmen. Spielfilme wie "Der Weihnachtsbäcker", "Pumpernickel", "Kindersonntag" und "Münsterland-Heimatland" wurden 1944 von der Film-Prüfstelle in Berlin ausgezeichnet, da sie ins nationalsozialistische Heimatbild paßten. Obwohl streng verboten, filmte Elisabeth Wilms wenig später Bombenangriffe auf Dortmund und Münster. 1945 folgten Aufnahmen über das völlig zerbombte Dortmund. Ihre Filme "Dortmund 1947" und "Schaffende in Not" wurden im Auftrag des Evangelischen Hilfswerks gedreht und zur Spendensammlung ins Ausland geschickt. Sie sind heute unschätzbare historische Quellen und erhielten den Bundesfilmpreis. Es folgten Filme, die den Wiederaufbau dokumentieren: der Bau der Dortmunder Westfalenhalle, die erste Bundesgartenschau, die Produktion der Westfalenhütte, die Wasserversorgung der Industriegroßstadt. Elisabeth Wilms setzte Raupenbagger, umsetzbare Stahlhochstraßen, Stahlbrücken und das Schiffshebewerk Henrichenburg für die Dortmunder Industrie in Szene. Sozial engagierte Filme über die Kinderverschickung ins Kinderheim Norderney und die Max-Wittmann-Schule für geistig Behinderte gehörten selbstverständlich zu ihrem Repertoire. Familienfeiern und Gemeindeleben sind über 35 Jahre ebenso festgehalten wie die Reisewelle der 60er Jahre. Elisabeth Wilms war eine sozial eingestellte Dokumentaristin, eine Chronistin der deutschen Nachkriegsgesellschaft. Der Titel "Filmende Bäckersfrau", mit dem sie sich auch selber bezeichnete, verdeckt letztlich ihre Professionalität als Kamerafrau. Elisabeth Wilms erhielt das Bundesverdienstkreuz. Der Westdeutsche Rundfunk drehte über sie 1980 den Film "Brot und Filme".

Ehrungen		Bundesverdienstkreuz 1977; Ehrennadel der Stdt Dortmund 1979; Straßenbenennung in Dortmund-Asseln

Orte		Elisabeth-Wilms-Weg in Dortmund-Asseln

Werke		Filme (Auswahl aus rund 200): Der Weihnachtsbäcker, 1943 Flirt mit einer Maschine, 1955 Dortmund 1947, 1947 Schaffende in Not, 1947/48 Dortmunds neue Westfalenhalle – Der Gigant unter den Sportpalästen, 1952 Wasser mehr als H2o, 1972 Vom Eisenerz zum Walzdraht – Westfalenhütte Dortmund AG, 1950 Schiffshebewerk Henrichenburg in Waltrop, 1962 Thyssen-Klönne Stahlbrückenbau, 1975 Münsterland – Heimatland, 1944 Durch das Sonnenland Italien, 1955 Traumreise 1958 Von der Etsch bis an den Belt, 1950 – 56

Quellen/Literatur/ Filme		Winkelmann-Filmproduktion (Hg.): Die Filme der Elisabeth Wilms, bearb. V. Ursula Grewsmühl und Hanne Hieber, Dortmund 1993; Hieber, Hanne: Wilms, Elisabeth, in: Biografien bedeutender Dortmunder, Bd. 3, Dortmund 2001, S.214-217; „Brot und Filme“ (Lenz/Klaus), Oase-Filmproduktion für WDR 1980

Archivbestände		Filme, schriftlicher Nachlass und Fotobestand beim Stadtarchiv Dortmund