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Einführung
Beschaffung des Rohmaterials
Magerung des Tones
Aufbauen der Gefäße
Bearbeitung der Oberflächen vor dem Brand und Verzierung
Grubenbrand

Verzierung nach dem Brand

     
 
     
 

Am zweiten Kurstag ging es - neben dem Aufbau weiterer Gefäße - an die Bearbeitung der Oberflächen: nach der Glättung der Oberflächen konnten aufgemalte und eingetiefte Verzierungen angebracht werden. Erst danach erfolgte die Politur und eventuell ein Nachbearbeiten der geritzten und gestempelten Dekore.

Um den Ton der bereits geformten Gefäße feucht zu halten, war er über Nacht mit Plastikfolie abgedeckt worden (wie damals...).

Für das Glätten der Oberfläche musste der Ton aber erst ein wenig ansteifen. Mit glatten Hölzchen und Steinen, die wir z. T. vor Ort vom Boden aufsammelten, wurden die Gefäßoberflächen in mehreren Durchgängen glattgestrichen und dabei das Magerungsmaterial von der Oberfläche weg in den Scherben gedrückt. Das ist natürlich insbesondere dort wichtig, wo man anschließend beim Einritzen von Linien mit dem Werkzeug nicht über die Magerungsbestandteile "stolpern" will. Grundsätzlich gilt: je feiner die Magerung, umso müheloser lassen sich Linien einritzen und Stempel eindrücken.

Im nächsten Arbeitsgang bekamen die Gefäße durch verschiedenste Verzierungen ganz neue Gesichter. Wegen der reichen Dekore hallstattzeitlicher Keramik dienten uns v.a. Muster aus dieser Epoche als Vorbild.

Die Gefäße wurden im lederharten Zustand ornamentiert. Die Muster entstanden mit Hilfe unterschiedlicher Werkzeuge: Nadeln, Messerchen, zugespitzte oder als Stempel geschnittene Hölzchen. Als Werkzeug für das Stempeln von Kreisaugen hatte uns Erika Berdelis Stängel von frischen Holunderbüschen mitgebracht, die in verschiedenen Größen auch für konzentrische Kreismuster ineinander gesteckt werden können. Das Mark ist sehr weich und lässt sich leicht ausschaben, fungiert andererseits aber auch als Kittmasse für die inneren Stängel.

Die farbigen Flächen bestehen zumeist aus einem Auftrag aus fein geschlämmten Tonschlickern, die mit ca. 10% Erdpigmenten ­ rotem Eisenoxid oder Graphit - versetzt sind. (zu den Rezepten). Von einigen Teilnehmern wurde auch ausprobiert, reines Graphitpulver direkt auf die Tonoberfläche aufzubringen. Dies funktionierte dort, wo der Graphit sehr stark in die Gefäßoberfläche eingerieben wurde.

Für die v.a. von Heuneburgkeramik bekannten cremeweißen Dekorflächen benutzt Erika Berdelis ein Rezept auf der Grundlage weißer Töpferengobe. Für eine gute Haftung der farbigen Schlicker auf dem Untergrund ist es wichtig, dass die Oberfläche vor dem Schlickerauftrag in diesen Bereichen nicht zu stark geglättet wird.

Übrigens ist das Problem abblätternder farbiger Engoben auch bei manchen Originalgefäßen gut zu beobachten!

Die Gefäße dürfen noch nicht ganz durchgetrocknet sein, wenn die Abschlusspolitur erfolgt. Dabei werden mit glatten Steinen, z.B. Achaten oder in unserem Fall auch mit einem Löffel, die Flächen so lange poliert, bis der gewünschte Glanzgrad erreicht ist. Insbesondere bei den graphitierten Flächen verwandelt sich ein matter Schlickerauftrag durch diese Behandlung in eine metallisch spiegelnde Oberfläche! Es ist erstaunlich, was für glatte, glänzende Oberflächen sich trotz der relativ groben Magerungsbestandteile unseres Tons erzielen ließen. Wird der mattgraue Graphitschlicker nicht poliert, so unterscheidet er sich nach dem Brennen kaum von der restlichen Fläche. Seinen Glanz erhält Graphit nur durch das Polieren.

Schwierig fanden wir die Politur in den ornamentierten Zonen, wo nach dem Poliervorgang die Muster z.T. noch einmal nachgezogen werden mussten. An originalen Stücken konnte aber auch beobachtet werden, dass nahe der Ritzlinien sehr zurückhaltend und vorsichtig bzw. gar nicht mehr überpoliert wurde, um ein Zureiben der Linien und Vertiefungen zu vermeiden. Insgesamt ist uns aufgefallen, dass eine gewisse Erfahrung notwendig ist, um einschätzen zu können, bei welchem Trockenheitsgrad des Tons man die einzelnen Arbeitsschritte wie Glätten/Verzieren/Polieren am besten durchführen kann.

Außerdem hat uns das in seinen Stimmungen sehr schöne, aber doch launische und wechselhafte Wetter auch spüren lassen, wie unterschiedlich sich Wind und Sonne auf den Trocknungsvorgang auswirken.

 
     
     
     
 
Fertig graphitierte und polierte
Gefäße
  Beim Polieren an der frischen Luft
 
 
     
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