Home


Einführung
Beschaffung des Rohmaterials
Magerung des Tones
Aufbauen der Gefäße
Bearbeitung der Oberflächen vor dem Brand und Verzierung
Grubenbrand

Verzierung nach dem Brand

     
 
     
 

Besonders spannend war am dritten Tag der Grubenbrand, bei dem unsere Gefäße zunächst vollständig in der Erde verschwanden, um am Nachmittag nach der Metamorphose durch Feuer und Hitze wieder aus der Asche emporzutauchen!

Zur Situation der Brennräume gibt es in der Forschung einige Unsicherheiten. Während einige Befunde bronzezeitlicher Öfen vorliegen, herrscht, was die Hallstattzeit betrifft, die Meinung vor, dass die Keramik dieser Zeit vorwiegend in Gruben gebrannt worden sei.

Die Brandführung ist in der Bronzezeit üblicherweise und sicher z.T. auch in der Hallstattzeit reduzierend verlaufen. Das gilt für die schwarzbraun bis schwarz gefärbten Scherben. Auch bei graphitierten Gefäßen erwartet man eine reduzierende Brandatmosphäre, da Graphit bei hohen Temperaturen in oxidierender Atmosphäre verbrennt.

Andererseits gibt es auch viele oxidierend rotgebrannte Gefäße aus der Hallstattzeit.

Unklar ist bisher noch der Brennvorgang bei den einerseits rotgebrannten Gefäßen, die aber ihrerseits noch mit graphitierten Dekoren auf der Oberfläche bemalt sein können. Wie diese Gefäße und ob sie möglicherweise zweifach gebrannt wurden, bleibt noch zu klären.

Ein mit verschiedenen Engoben und Graphit bemaltes Schälchen, das Erika Berdelis in einem früheren Brand schon reduzierend gebrannt hatte (dadurch war alles mehr oder weniger grau geworden), setzten wir in der ersten oxidativen Anfeuerungsphase unseres Grubenbrandes ins Feuer und entnahmen es der Grube bald darauf wieder: der Scherben hatte sich rot gefärbt, die Engoben wieder ihre ursprünglichen Farben rot und weiß zurück erlangt, der Graphitaufstrich aber hatte stark an Substanz verloren.

Obwohl einige unserer Gefäße mit farbigen Ebgoben bemalt waren und daher ein reduzierender und ein nachfolgend oxidierender Brand sinnvoll gewesen wären, haben wir uns aus Mangel an Zeit auf einen Brand beschränkt, nämlich einen reduzierenden Grubenbrand.

Dankenswerterweise hatten uns Arbeiter vom Landesdenkmalamt eine Grube ausgehoben, ungefähr 1 m im Durchmesser und ca. 80 cm tief. Ein kleiner Belüftungskanal in Windrichtung sorgte für gute Luftzufuhr. Zum Trocknen und Anwärmen der Grube wurde um 8:00 Uhr mit Nadelholzspänen ein großes Feuer angefacht und mit Buchenholz etwa zwei Stunden lang aufrechterhalten. Dann ließen wir es langsam herunterbrennen. Währenddessen wärmten wir die Gefäße neben der Grube langsam vor.

Wenn man die Hand in etwa 30 cm Abstand über die Gluthitze halten kann, ist die Temperatur in der Regel günstig, um die Gefäße in die Grube zu setzen. Mit einem Probeplättchen, das der Gluthitze einige Minuten standhielt, testeten wir die Temperatur und stellten anschließend das Brenngut in die Glut ein. Davor wurden als Abstandhalter für die Objekte aber noch einige größere kalkfreie Steine in die Glut gelegt, um die Gefäße wie auf einem Rost mit etwas Abstand zum Boden einbringen zu können. So bekommen sie beim Brand eine gleichmäßige Hitze von allen Seiten. Aus diesem Grund wurden die Gefäße auch so locker wie möglich platziert.

Bei zwei Gefäßen platzten Scherben ab, weil ihre Wandung beim Einstellen ins Feuer noch nicht völlig durchgetrocknet war.

Zum Abschätzen der erreichten Brenntemperatur in der Grube verteilten wir sechs Segerkegel in der Grube. Um die bereits reduzierend gebrannten Schälchen (s.o.), die nur während der oxidativen Phase im Feuer verbleiben sollten, leichter entnehmen zu können, platzierten wir sie am Rand. Dann wurden Zweige zwischen und auf den Gefäßen verteilt. Ringsherum stellten wir schmale Holzscheite auf. Das Feuer entzündete sich wie schon beim ersten Anwärmfeuer dort, wo der Lüftungskanal in die Grube mündete, und wanderte dann im Kreis. Daran sowie an den immer wieder entstehenden Feuerwirbeln konnte man schön die Zugrichtung der Luft in der Grube ablesen. In der nächsten Stunde fachten wir mit Buchenholzscheiten ein ordentliches Feuer an, wobei ständig Scheite nachgelegt wurden. In dieser Feuerungsphase nahmen wir Frau Berdelis Probeschälchen mit der inzwischen wieder reoxidierten Oberfläche aus dem Feuer.

Die Grube wurde in der nun folgenden reduzierenden Brandphase abgedeckt. Eingeleitet wurde sie durch das Einfüllen eines Holzkohle-Sägespäne-Gemisches zum Auffüllen von Hohlräumen zwischen und in den Gefäßen. Mit einer dicken Ascheschicht darüber wurde weitere Luftzufuhr unterbunden. Wir warteten, bis kein Rauch mehr aufstieg. Die Wartezeit bis zur Öffnung der Grube nutzten wir dann für den Besuch einer Tongrube bei Mengen.

Am Nachmittag gegen 16 Uhr öffneten wir die Grube wieder und entnahmen die noch heißen Gefäße mit einer Zange und stellten sie in eine Ascheschicht. Da ein Platzregen uns überraschte, musste man, um keine Sprünge im Scherben zu riskieren, besonders darauf achten, dass keine Regentropfen mit den heißen Gefäßen in Berührung kamen. Abgesehen von den beiden Stücken, die noch zu feucht in die Glut gestellt worden waren, hatten alle anderen Gefäße den Brand unbeschadet überstanden. Interessant ist, dass trotz des reduzierenden Brandes die Engobendekore an einigen Stellen ihre Farbigkeit behalten haben.

Das größte Problem bei unserem Grubenbrand war die Zeitknappheit. Schon die erste oxidative Anfeuerungsphase war zu kurz gewesen, um genügend Glut für den Verbleib der Gefäße unter der Ascheschicht bei ausreichender Hitze über mehrere Stunden zu erzeugen. Andererseits aber hatten wir leider auch nicht die Zeit, die Gefäße über Nacht in der Hitze unter der Ascheschicht zu belassen. Es zeigte sich nach dem Brand, dass der Scherben der Gefäße unter diesen Umständen zwar fest geworden war, jedoch dem Kontakt mit Wasser nicht standhält.

Kurzzeitig müssen die Temperaturen in der Grube allerdings um die 800°C erreicht haben. Ein Segerkegel 015a (780°C)war völlig zusammengesunken und verglast, bei den Kegeln 013a und 011a (835°C bzw. 900°C) waren die Kegel bzw. die Spitzen der Kegel leicht geneigt. Um die rot und weiß engobierten Stücke in ihrer endgültigen Farbigkeit sehen zu können, wäre es schön gewesen, hätten wir noch die Zeit für einen anschließenden Reoxidationsbrand zur Verfügung gehabt. Aber auch so machte es großen Spaß, die gebrannten Gefäße nach und nach aus der Ascheschicht in der Grube herauszusammeln und ihre lebendig geschwärzten Oberflächen zu bestaunen.

 
     
     
     
     
 
Wir spüren in der Asche die
Gefäße auf
  Blick auf die geborgenen Gefäße
in der warmen Asche
 
 
     
  zur Verzierung  
herstellungstechnik, bronzezeitlich, hallstattzeitlich, keramik, seminar, herbertingen-hundersingen, heuneburg, restauratoren, magerung, wulsttechnik, daumentechnik, verzierung,ritzverzierung, kreisaugen, stempel, farbige engobe, grubenbrand, landesdenkmalamt, baden-württemberg, württembergisches landesmuseum, stuttgart, erika, berdelis, archäologie, experiment